Spotlight – Der Expertentalk rund um Unternehmenskauf und Nachfolge

Am 22. April 2021 fand die erfolgreiche Veranstaltungsreihe Spotlight für Immobilienverwalter zum ersten Mal online statt. Der auf Unternehmenskäufe und -nachfolgen spezialisierte Mittelstandsexperte Prof. Holger Wassermann erläuterte in einem kurzen Impulsvortrag, was die Knackpunkte beim Unternehmenskauf sind: der Unterschied zwischen Kaufpreis und Unternehmenswert, welche weichen Faktoren (z.B. Personal, Kundenzufriedenheit) berücksichtigt werden müssen, wie man strategisch kauft und vor allem auch wie man den Verkaufenden in den Prozess einbindet. Das Fazit des Experten war, dass ein erfolgreicher Unternehmenskauf auf keinen Fall schnell durchgeführt werden darf, sondern einer sorgfältigen Vorbereitung bedarf. Dazu sollte man einen Rahmen von 12-18 Monaten einplanen.

Es ist auch okay, wenn man nach 3 oder 6 Monaten zum Schluss kommt, dass es eben nicht passt“, ergänzte Moderator Thorsten Krings.

Mit Robert Lenz von Pfeuffer Immobilien und Peter Losen, Vorstandsmitglied der Wohnbar AG, hatte Krings zwei Profis in Sachen Unternehmenskäufen in der Immobilienbrache als Gesprächspartner. Beide bestätigten, dass Unternehmenskäufe nicht nur dazu dienen können, das bisherige Geschäftsfeld zu vergrößern, sondern das man darüber auch in neue Bereiche rund um die Immobilienverwaltung einsteigen könnte. Gerade der Trend zur Nachverdichtung und der demographische Wandel führen dazu, dass viel mehr Dienstleistungen rund ums Wohnen benötigt werden. Und wer ist besser qualifiziert, diese zu erbringen als ein Immobilienverwalter? Natürlich liegen darin große Chancen, aber eben auch Risiken, wenn man sich zu weit aus dem Bereich der eigenen Kernkompetenzen herausbewegt. Beide wiesen auch darauf hin, dass es beim Unternehmenskauf zwar Aufgaben gibt, für die man einen externen Dienstleister benötigt, weil man selbst die Kapazitäten nicht hat. Sie waren sich aber auch einig, dass der klassische Unternehmensberater bei strategischen Entscheidungen keinen wirklichen Mehrwert bietet, weil er in der Regel die Branche nicht gut genug kennt.

Die Praxisexperten unterstrichen beide noch einmal, dass die harten Fakten relativ einfach zu prüfen sind, dass jedoch die deutlich schwerer zu erfassenden weichen Aspekte oft die entscheidenderen Erfolgsfaktoren sind. Insbesondere das Verhältnis zu den Kunden und deren Erwartungshaltungen sind sehr wichtig. Losen gab den Praxistipp, den Verkaufenden doch einfach mal zu einer Eigentümerversammlung zu begleiten, um zu sehen, wie man dort miteinander umgeht. Vor allem ist aber auch das Thema Personal ein entscheidender Gesichtspunkt bei der Entscheidung für oder gegen einen Kauf. Deutschland leidet an einem Fachkräftemangel. Dadurch stellt sich die Frage, welche notwendigen Kompetenzen im Unternehmen überhaupt vorhanden sind. Sind diese da, geht es aber vor allem darum, wie motivierte diese Leistungsträger sind, auch bei einem neuen Besitzer zu bleiben. „Es führt kein Weg daran vorbei, dass man in einem solchen Kaufprozess sich anschaut, wie das Team miteinander umgeht und sich mit jedem hinsetzt und persönliche Gespräche führt. Man muss ein Bauchgefühl dafür entwickeln, welche Fragen man stellen muss“, sagte Kast.

Auch beim Kaufpreis bestätigten die beiden Profis Wassermanns Aussage, dass Wunsch und Wirklichkeit oft weit auseinanderklaffen, weil viel Halbwissen im Spiel ist. Losen wies darauf hin, dass die Verhandlungen sehr schwer werden, wenn man zu lange falsche Erwartungen im Raum stehen lässt. Deshalb plädierte er dafür, möglichst früh dafür Sorge zu tragen, dass die Diskussion versachlicht wird und man über realistische Kaufpreise redet. Gegebenenfalls macht es schon recht früh im Prozess Sinn, externes Know-How hinzuzuziehen.

In der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmern ging es dann um ganz konkrete Praxisfragen wie z.B. welche Rechtsform beim Kauf die günstigste ist, wen man bei der Ermittlung des Unternehmenswerts als Berater heranziehen kann, wie man damit umgeht, wenn der alte Inhaber nach dem Verkauf nicht loslassen kann oder wenn die Mitarbeiter nach dem Verkauf beklagen, dass früher alles besser war. Die Experten standen den Teilnehmern Rede und Antwort und konnten viele Tipps und Kniffe weitergeben. Moderator Krings erklärte dann in der Verabschiedung, dass die Veranstalter die Impulse aus der Diskussion als Themen für die nächsten Veranstaltungen aufnehmen werden und sich eine erneute Teilnahme also auf jeden Fall lohnt.